Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht, weil permanent LKWs verladen haben, verlassen wir rasch Hinton. Das wars also mit den Rockies. Unser Weg führt uns zuerst zurück nach Jasper und wir werden gebührend verabschiedet. Der Himmel klart leicht auf und die Berge zeigen sich von ihrer besten Seite.
Nur die Berge ? Nein, auch das Vieh zeigt sich nochmals in kräftiger Stärke. Wir sehen mehrmals Hirsche und Hirschkühe.
Wir fahren also den Yellowhead Highway Richtung Westen, verlassen Alberta und die Rockies und sind somit wieder einer Stunde Zeitverschiebung ausgesetzt.
Den ersten wirklichen Stopp des Tages machen wir am Mount Robsen.
Nach einer kurzen Pause geht's weiter zum Overlander Falls. Zur Abwechslung mal wieder ein Wasserfall, diesmal vom Fraser River. Dieser fließt im Gegensatz zum Athabasca River direkt in den Pazifik.
Weiter stromabwärts des Fraser Rivers kommen wir dann noch zum Rearguard Falls. Das ist der letzte Wasserfall, den die Lachse auf ihrer herbstlichen Wanderung zu den Laichplätzen überwinden. Wir sind leider etwas zu spät für dieses Spektakel. Trotzdem ein total energiegeladener Ort. Und genau jetzt kommt auch noch die Sonne raus.
Auch die Tierwelt genießt die Sonnenstrahlen
Wir verlassen den Highway 16 und biegen auf den 5er Richtung Süden. Hier ist es komplett einsam, kaum andere Fahrzeuge und keinerlei Touristen. Einfach nur entspannt.
Wir tuckern langsam Richtung unserem Tagesziel Blue River. Ein kleiner Ort in den Columbia Mountains. Also wirklich klein. Er besteht aus dem Campground, der Pumpstation der Trans Mountains Gaspipeline, einem Heliskiing Ressort (mit gehisster Österreich Fahne), einem Restaurant und einem General Store der zur Hälfte ein Liquor Store ist und durch die jeweilige Türe betreten werden muss. Es gibt also Bier Nachschub, das freut mich aber jetzt.
Der Campground ist klein, aber fein.
Nachdem wir auch die Laundry mal ausprobiert haben, heizen wir uns ein Feuerchen an. Ach wie ist das fein.
So kann man den Abend schon ausklingen lassen.
Tag 16, 6.10.2019
Total entspannt geschlafen. Lags am romantischen Lagerfeuer? Am Bier? Man(n) weiß es nicht. Jedenfalls nach einer heißen Dusche und einem kräftigen Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg.
Nachdem sich hinter dem Nebel die Sonne zeigt, ändern wir unseren Plan und besuchen heute den Wells Gray Nationalpark. Schon vorweg, eine sehr weise Entscheidung. Wir fahren zunächst den Highway 5 entlang mit einer kurzen Pause am Thompson River
Absolut unpackbar, auf dem Parkplatz gibt es eine Ladestation für Elektroautos
Wir fahren weiter westlich bis Clearwater und biegen dann ins Clearwater Valley ein.
Hier geht's durch Indian Summer wie im Bilderbuch immer dem Clearwater River entlang bis zu den Spahats (indianisch für Bären) Falls. Ja ich weiß, wieder ein Wasserfall. Das haben wir uns auch gedacht. Sind den Trail entlang und nach ca. 1 km dann das :
Ein etwa 50 Meter hoher Wasserfall mitten aus dem Berg in einen irren Canyon.
Schwer beeindruckt fahren wir durch das Valley weiter nach Norden Unser nächster Halt ist der Parkplatz bei km 42. Von da geht der South Helmcken Falls Trail los.
Wir marschieren also den 4 km langen Trail zuerst den Wald hinab und dann den Fluss entlang.
So ab dem 3. Kilometer kamen dann die Zweifel. Sind wir richtig? Warum hören wir den Wasserfall nicht? Doch als wir dann an die Lichtung kommen ist klar, warum wir ihn nicht hören.
Wir befinden uns hinter und oberhalb des Wasserfalls. Auch hier geht es ganz fürchterlich tief in einen Canyon hinunter. Allerdings auf dieser Seite absolut ungeschützt. Wir gehen den Weg zurück und fahren dann noch zur Aussichtsplattform auf der anderen Seite des Canyons. Hier sieht man erst so richtig, wie gefährlich der Trail überhaupt war.
Wir begeben uns auf den Rückweg aus dem Valley hinaus wieder Richtung Highway.
Unser letztes Ziel für heute ist der Pinegrove Campground in McLure.
Heute gibt es nur ein Ziel, den BC Wildlife Park. Ich erspar mir die Kommentare
Alle Tiere hier sind Pflegefälle nach Unfällen oder Verletzungen , die meisten können nicht wieder in die Wildnis entlassen werden.
Um uns Zeit für morgen frei zu machen und nachdem es sowieso gerade zuzieht, setzen wir unsere Reise weiter fort und machen einen Fahrnachmittag. Wir geben zwischendurch unsere alte Wäsche auf der Post auf (kommt billiger als Übergepäck). Es geht zuerst ein Stück den Trans Canada Highway zurück bis Cache Creek und dann südlich über den Highway 99. Und wer jetzt glaubt, der Highway 5 war ruhig, der ist nicht hier gefahren. Auf den gut 80 km kommen uns keine 20 Fahrzeuge entgegen.
Die einzige Herausforderung stellen starker Sturm und Regen dar. Teilweise fahre ich mit einem um 90° verdrehten Lenkrad. Ich bin jetzt wirklich nicht der ängstliche Fahrer, aber das hat sogar mir Respekt abverlangt.
Tag 18,8.10.2019
Die Nacht verläuft stürmisch und regnerisch, wir werden von einem hupenden Zug und einem startenden Helikopter aufgeweckt. Der Blick aus dem Fenster gibt Klarheit, es hat wieder geschneit.
Trotzdem geht's weiter den Highway 99 Richtung Süden. Auf uns wartet der Olympiaort Whistler. Und der wird noch ruhiger als gestern. Vielleicht alle Viertelstunde ein Auto. Daher ist auch folgendes am Highway nicht verwunderlich :
Wir machen einen kurzen Halt am Joffre Lower Lake um uns die Füße zu vertreten, der Trail ist etwa 1 km lang.
Je weiter südlich wir kommen, desto mehr kommt die Sonne durch. Reichlich bizarr, dieses Indian Summer Farbenspiel mit Schnee. Aber irgendwie auch was ganz besonderes.
Kurz vor Pemberton dann ein spontanes Highlight, so spontan das wir nicht mal Zeit für ein Foto haben. Am Straßenrand sucht ein Schwarzbär Nahrung, verschwindet jedoch sehr rasch ins Unterholz.
Je näher wir Whistler kommen, umso mehr nimmt der Verkehr zu. Das sind wir doch gar nimma gewöhnt.
Whistler selbst besteht nahezu ausschließlich aus Schiverleih, Lodges, Hotels und Restaurants. Wir besuchen zuerst das Squamish Lil'wat Cultural Centre um uns die Kultur der beiden Stämme der First Nations näher zu bringen. Sehr informativ und interessant.
Allerdings darf auch ein bissl Olympia hier nicht fehlen. Wir sehen uns noch Olympic Plaza und das Österreicherhaus an.
Nachdem es aber hier außer teuer nur teuer ist, fahren wir relativ rasch weiter südlich. Für einen Platz am Campground sind hier $70, sowie Internet 10$/24h zu berappen. Sorry, aber das ist Verarsche und Abzocke.
Wir beschließen, in Squamish bei Walmart zu nächtigen. Die Kohle wird lieber im Timberwolf Restaurant ausgegeben. Wir dinieren feinstens. Als Appetizer gönnen wir uns Dry Ribs und Pitabread with Tsaziki. Als Hauptgang gibts für Ricki poached Salmon und für mich ein New York Steak. Zum Nachtisch dann noch Kaffee und Cheesecake. Und in Summe waren wir noch immer billiger als am Campground.
Wir parken uns also bei Walmart ein (sodass wir Wifi Empfang haben)und beginnen mit dem, was leider sein muss. Wir fangen mal langsam an zu packen. So schnell geht's.
Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Trotzdem vorerst mal eine Gute Nacht.
Tag 19, 9.10.2019
Also dieser Walmart Parkplatz war eindeutig der beste bisher. Vielleicht lags auch daran, das wir in der früh freundlich lachend darauf hingewiesen wurden, das wir am Mitarbeiterparkplatz stehen. Aber egal, nachdem wir gestern noch herausgefunden haben, dass die Sea2Sky Gondula entgegen dem ganzjährig geöffnet im Reiseführer doch wegen Renovierungsarbeiten bis Frühjahr 2020 geschlossen hat, bleibt ja jede Menge Zeit.
Wir fahren also los das letzte Stück Richtung Süden und machen unseren ersten Halt am Shannon Falls.
Aber man merkt leider, das es wieder extrem touristisch wird. Lautstarke Asiaten erreichen den Platz per Bus im Minutentakt.
Der angrenzende Wald im Nationalpark zeigt eindrucksvoll, warum die Kanadier das "Nursery Tree" nennen :
Von der Natur beeindruckt (und den Asiaten genervt) fahren wir weiter nach Britannia Beach. Hier wurde eine alte Kupfermine als Museum eingerichtet. Eine absolut geniale Führung samt Multimedia Show, kann man gar nicht beschreiben, muss man erleben.
Nach 3149 Kilometern sind wir wieder an der Küste angelangt, quartieren uns am einzigen Campground Vancouvers ein. Schwerer Fehler:
So eng standen wir auf keinem Platz bisher, eigentlich eine Frechheit dafür auch noch 50$ zu nehmen. Oh, sorry 45. Als ÖAMTC Mitglied (!?!) bekommt man 10%. Trotzdem sicher nur 1 Nacht. SO möchte ich unser Kanada Abenteuer nicht beenden. Da suchen wir uns für die letzte Nacht dann was urigeres.
Nach einem entspannten Bier und einer heißen Dusche geht es dann Downtown zum Highlight des Tages, also zumindest für mich. Immerhin ist es ja Rickis erstes Mal. Also bei einem Eishockey Game zusehen. Und das gleich NHL, Vancouver gegen LA. Wir begeben uns Richtung Rogers Arena und hier geht die Post ab, ist ja das erste Heimspiel der Saison.
Höchst emotional ist der Moment, als der alte Captain dem neuen das Trikot mit dem C übergibt. Inszenieren können die verdammt gut. Auch die beiden Hymnen sind einfach Gänsehaut. Am Ende gewinnen die Canucks daheim verdient 8:2.
Und wir fahren mit dem Bus zurück auf ein Gute-Nacht-Bier.
Tag 20, 10.10.2019
Der Campground ist echt ungemütlich. Alles viel zu eng und Null Privatsphäre. Gleich nach dem Frühstück schmieden wir einen neuen Plan für unseren letzten Tag. Zuerst ist mal Shoppingtour angesagt. Da Seppl braucht neue Jeans, also ab ins Outlet. Levi's um umgerechnet 35€, da gehen 3.
Nach einer Stärkung bei Starbucks geht's nun endgültig zu unserem letzten Nationalpark auf dieser Tour, dem Golden Ears Park.
Absolut untouristisch um diese Jahreszeit, insgesamt treffen wir keine 10 Leute. Aber der Parkplatz lässt erahnen, was hier im Sommer abgeht.
Nach einer Teepause in der Sonne fahren wir zum heutigen Tagesziel nach Fort Langley.
Wir parken unser Wohnmobil am Campground ein und spazieren in die Stadt. Eine liebevolle, auf alt getrimmte City hätten wir so jetzt nicht erwartet.
Auch kein 50er Jahre Diner. Wir beschließen unser letztes Abendmahl hier zu uns zu nehmen.
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