Nach guter alter Tradition starten wir am Freitag nach der Arbeit gleich mal Richtung Norden und spulen ein paar Kilometer ab.
Unser Weg führt uns über Hohenau in die Slowakei und weiter nach Tschechien.
Bei Brünn und Prag erwischt uns der Stau ein wenig, wir kommen trotzdem relativ zügig voran.
An der tschechisch-deutschen Grenze werden wir von der deutschen Polizei kontrolliert. Die haben hier einen ganzen Parkplatz zu Kontrollzwecken umgebaut. Was für ein irrer Aufwand innerhalb des freien Europas.
Wir steuern allerdings gleich die nächste Ausfahrt Bad Gottleuba an. Hier waren wir ja bereits die letzten beiden Jahre auf unserem Weg nach Schweden bzw. Mecklenburg-Vorpommern. Wir staunen nicht schlecht, als hier bereits 2 weitere Wohnmobile stehen.
Nach 442 Kilometern ist Schluss für heute.
Tag 1, Samstag 25.Mai 2024
Also in der Zwischenzeit ist dieser Wanderparkplatz kein Geheimtipp mehr. Über Nacht sind hier noch 3 weitere Camper dazugekommen.
Egal, wir starten mal mit Bialetti und Striezel in den Tag
Unser heutiger Weg führt uns über Dresden und Leipzig nach Magdeburg.
Wir parken uns am Stellplatz des Yachthafen ein.
Kilometerstand : exakt 700
Dieser befindet sich direkt am Elbe Radweg und somit fahren wir mit den Fahrrädern in die Stadt.
Dort treffen wir wie vereinbart unsere Freundin Vivien, die uns ein wenig durch ihre Heimat führt.
Irgendwie vergeht die Zeit mit Plaudern viel zu schnell und wir müssen langsam wieder zurück zum Stellplatz.
In der Hafenkneipe findet heute ein Fest statt und der DJ gibt Vollgas mit einer Mischung aus aktuellen Schlagern und Hits der 60er bis 80er
Tag 2, Sonntag 26.Mai 2024
Herrlicher Sonnenschein weckt uns des Morgens. Wir packen nach dem Frühstück unser Wohnmobil und warten bei einem Kaffee auf Vivien und ihren Bruder Benny. Dieser bringt auch seine 2 ½ Jahre alte Tochter mit, wie doch die Zeit vergeht.
Obwohl es total schön ist, Freunde nach so langer Zeit wieder zu sehen, müssen wir weiter. Heute ist der letzte Tag wo wir noch richtig Kilometer machen. Wir verlassen Magdeburg und fahren über Berlin Richtung polnischer Grenze.
Kurz nach Stettin und etwa 15 Kilometer vor unserem Tagesziel kommen wir noch in ein heftiges Gewitter.
Aber wenige Kilometer vor unserem geplanten Stellplatz ist es auch schon wieder trocken.
Bei Kilometerstand 1118 parken wir in der Marina Wicko ein. Direkt am Stettiner Haff gelegen sind wir die einzigen Gäste und haben den gesamten Platz für uns alleine.
Während wir noch so am entspannen sind und überlegen, wieviel Käsekrainer wir uns grillen, bleibt ein Reisebus stehen und es entspringen jede Menge Pensionisten auf Kaffeefahrt. Sichtlich haben die hier den Abschluss beim Grillen (daher das Lagerfeuer).
Polnischer Polkatanz, reichlich Alkohol und lautes Gegröhle machen diesen traumhaften Stellplatz kurzfristig zum Albtraum.
Ich versuche noch die Reisegruppe durch meinen Gesang zu vertreiben, erfolglos.
Zum Glück ist gegen 22:45 Schluss und der Bus fährt wieder ab.
Ruhe kehrt ein, man hört die Frösche wieder quaken und ... ja was ist das denn?
Tag 3, Montag 27.Mai 2024
Also ohne Reisebus ist dieser Fleck einfach wunderbar.
Nach dem Frühstück heißt es zunächst mal wieder Vorräte auffüllen.
Gleich danach fahren wir nach Wolin ins Freilichtmuseum. Hier wurde ein zufällig entdecktes Wikinger Dorf wieder aufgebaut.
Weiter ging es mit einer kleinen Tour durch die Altstadt.
Und dann haben wir noch den Aussichtsturm erklommen.
Über eine 400 Meter lange Rampe geht es den Turm nach oben, der Ausblick ist allerdings beeindruckend.
Auf unserer Weiterfahrt nach Kamieṅ Pomorski erreicht uns eine amtliche Unwetter SMS.
Und genau als wir in der Altstadt ankommen um die Stadtmauer zu besichtigen geht's los. Blitze und Donner im Sekundentakt und dazu jede Menge Regen.
Also beschließen wir einige Kilometer weiter zu fahren.
Wir wollen eigentlich die Seebrücke von Trzęsacz besichtigen, aber das Gewitter ist schneller.
Also nix wie weiter Richtung Osten. Bei einer frustrierten Kaffeepause im Regen fällt es uns schwer, positiv über den weiteren Tagesverlauf nachzudenken.
Aber Moment, was steht denn da nebenan?
Nachdem wir ja jetzt schon ein paar Złoty Münzen haben, gehen sich 2 Partien Air Hockey aus. Na da sieht das Leben ja gleich wieder viel schöner aus.
Kurz den Wetterbericht gecheckt, das wird heute nix mehr. Dann halt ein paar Kilometer auf der Schnellstraße und eine sicheren Campingplatz für die Nacht gesucht.
Am Weg machen wir noch Halt in Trzebiatow in der Kirche zur Mutterschaft Mariens.
Leider dürfen innen keine Fotos gemacht werden. Diese Kirche aus dem 14. Jahrhundert hat einen 99 Meter hohen Turm und originale Glocken aus dem Jahr 1399. Eheleute bitten und beten dort um Nachwuchs.
Tag 4, Dienstag 28.Mai 2024
Nach gut 12 Stunden Dauerregen hat es dann doch gegen 2 Uhr früh aufgehört. Dementsprechend können wir das Frühstück im Freien genießen.
Nach einer Dusche und der Versorgung von Pepe machen wir uns auf den Weg, die Ostsee immer links von uns.
Bei Łazy wandern wir durch den Sand bis zum Wasser und stecken unsere Füße bei aktueller Wassertemperatur von 9,7° in die Ostsee.
Unser nächstes Ziel ist Darłowko. Wir parken uns am Hafen ein und besichtigen die Stadt.
Wir bunkern noch Vorräte, als erneut eine Unwetter SMS eintrifft. Als wir aus dem Supermarkt heraus kommen wissen wir auch warum. Der Wind hat extrem aufgefrischt und es ist schlagartig um 5° kühler geworden. Der Himmel ist pechschwarz und es ist dumpfes Donnergrollen zu vernehmen. Nix wie weg hier und weiter nach Ustka für einen Stadtbummel. Aber irgendwie hat die Straßenmeisterei schwer etwas dagegen. Die 203er ist eine Großbaustelle mit etwa 30 ampelgeregelten Gegenverkehrsbereichen auf rund 15 Kilometer. Wir benötigen hierfür Sage und schreibe 2 ½ Stunden.
Wenn ich jetzt schreibe, ich war genervt, dann ist das schwer untertrieben. Meine Uhr hat mich mehrmals gefragt, ob ich eine Entspannungsübung machen möchte.
Gerade als wir in Ustka ankommen beginnt es dann auch schon zu schütten. Na super, dann halt weiter zum heutigen Tagesziel. Wir steuern die Baza Turystyczna in Izbica an. Der Chef Sebastian empfängt uns freundlich, wir können uns auf der weitläufigen Wiese hinstellen wo es uns beliebt.
Wir stellen Pepe bei Kilometerstand 1436 ab und begeben uns auf ein frischgezapftes Piwo in den Gastgarten.
Nachdem wir die Frage nach polnischem Abendessen bejahen, serviert er uns herrliche Spezialitäten.
Aber auch der hausgemachte Nachtisch ist eine Sünde wert.
Tag 5, Mittwoch 29.Mai 2024
Auch heute Nacht gab es einige Gewitter, aber nicht mehr so viel Regen. Das trifft sich sehr gut, denn heute ist Fahrradfahren angesagt.
Unser Ziel sind die Wanderdünen am Łeba See. Die Anfahrt erfolgt über den Euro Radweg Nr.10. Unterwegs treffen wir polnische Radfahrer, die uns vor dem Anstieg warnen. "I'm done from going down but you have to go up. Good luck Bro". Aber als Marchfelder ist man natürlich einiges an Steigung im Flachland gewöhnt.
Aber von Dünensand hat keiner gesprochen. Jetzt verstehe ich die Worte des Polen. Irgendwie kommen wir aber dann doch durch dieses Stückchen von gut 6 Kilometern, jede Pause wird ja auch mit 30 Mückenstichen "belohnt". Nach knapp 20 Kilometern sind wir dann am Eingang zum Nationalpark angelangt. Wir bezahlen den Eintritt und genießen die letzten 5 Kilometer Betonpiste bis zur Düne.
Die größte Düne ist 42 Meter hoch und beginnt ab einer Windstärke von 20 km/h zu wandern, pro Jahr einige Meter ostwärts.
Auf dem Rückweg legen wir am Eingang des Parks nochmal eine Pause ein um uns zu stärken.
Mit Piwo und Pierogi in der Blutbahn geht es zurück nach Izbica, wieder durch den Wald und den Sand. Die 6 Kilometer sind auch bergab eine echte Herausforderung. Mehrmals knickt das Vorderrad im Sand weg und wir schieben unsere Räder an einigen Stellen.
Zurück am Campingplatz fühlen wir uns wie Rocky am Ende der Treppen, ihr wisst bestimmt was ich meine (und könnt die Musik hören ;-) ). Zur Belohnung gibt es ein frischgezapftes Piwo. Oder auch nicht. Sebastian erklärt mir, es sind beide Fässer leer und dass die Lieferung erst morgen kommt.
Na gut, dann halt aus der Flasche, auch schmackhaft.
Wir lassen den Abend gemütlich im der untergehenden Sonne ausklingen.
PS: Wir stoßen noch auf Urli Omas 100er an, so wie sie es sich gewünscht hatte.
Tag 6, Donnerstag 30.Mai 2024 Fronleichnam
Wir packen unsere Sachen und ziehen weiter. Bei Sebastian habe ich vorher noch bezahlt. 2 Nächte, 2x Abendessen samt dem einen oder anderen Piwo für 330 złoty, also umgerechnet keine 80 Euro.
Schon beim Verlassen von Izbica werden wir daran erinnert, in welch katholischem Land wir Urlaub machen.
Am Straßenrand befinden sich jede Menge geschmückter Denkmäler und in vielen Fenstern hängen Heiligenbilder.
Unser Weg führt uns in Richtung Halbinsel Hel, die wir uns laut einer polnischen Freundin nicht entgehen lasse dürfen. Wir passieren dabei unaussprechliche Dörfer wie Rzuszcze.
Die Straßen sind hier katastrophaler als in Albanien. Und dann noch mehrere Straßensperren für Prozessionen. Keine gute Idee eine Stichstraße zur Insel an so einem Tag zu nehmen.
Letztlich kommen wir aber doch in Jastarnia an. Wir stellen unseren Pepe am Hafen ab und wechseln auf die Fahrräder.
Wir radeln bis in die Stadt Hel am Ende der Insel. Dabei checken wir ab, ob wir hier übernachten oder nicht. Es wird ein eindeutiges Nein. Auf den Campingplätzen stehen die Camper so dicht, dass man zwischen Vorzelt und dem Camper des Nachbarn nicht mal durchgehen kann. Das ist nix für uns, es bleibt bei einer schönen Radtour.
Abschließend besuchen wir noch die Robbenstation und erleben gerade eine Fütterung.
Wir fahren also wieder zurück und beenden diese 30 Kilometer Radtour.
Die Räder werden verstaut und wir setzen unsere Reise fort. Nächster Halt ist der Hafen von Gdansk (Danzig). Wir fahren in Puck noch an einem Maislabyrinth vorbei, welches natürlich erst im Sommer öffnet. Aber die Kuriositäten bleiben das ganze Jahr stehen.
Wir schlängeln uns durch die Stadt zum Hafen und ergattern den Platz mit der wohl besten Aussicht.
Kilometerstand 1636
Unmittelbar nach unserer Ankunft läuft auch bereits die erste Fähre direkt vor uns aus.
Während des Abendessen läuft dann noch ein Kreuzfahrtschiff aus.
Tag 7, Freitag 31.Mai 2024
Wir entscheiden uns dann aber doch für Sightseeing und fahren auf einen Parkplatz nahe der Innenstadt. Pepe passt gerade mal so hin.
Wir flanieren durch die ganze Altstadt bis zum alten Hafen.
Wir besuchen das einzigartige Turmuhrmuseum in der St. Katharinenkirche. Das unterschiedliche Ticken kann einem schon zusetzen.
Hier ist auch das weltgrößte Pendel mit 31 Metern zu besichtigen. Schwer beeindruckt gehen wir die Treppen weiter bis zur Glockenorgel. Glückspilze wie wir sind, wird gerade ein Stück gespielt. Jetzt macht es plötzlich Sinn, dass Gehörschutz mit den Tickets ausgegeben wird.
Wir steigen die Stufen weiter nach oben und genießen die Rundumsicht.
Eigentlich wollen wir noch eine Rundfahrt mit dem Piratenschiff machen, das ist aber so nicht möglich. Wir könnten lediglich bis Westerplatte fahren und dann 3 Stunden später zurück. Hat sich somit leider erledigt.
Bevor wir endgültig zurück zu unserem Wohnmobil gehen und der Ostsee den Rücken kehren, besuchen wir noch die Marienkirche, die eigentlich eine Basilika ist.
Weiter geht es nach der ersten Woche (ja es ist tatsächlich schon so weit) Richtung Masuren. Vorbei an den sozialistischen Plattenbauten.
Habe ich schon erwähnt, dass die Straßen hier eine absolute Zumutung sind?
Alles abseits von Schnellstraßen und Autobahnen wird nicht mal notdürftig in Schuß gehalten. Für die 40 Kilometer ab der Schnellstraße benötigen wir knapp 2 Stunden.
Unsere erste Wahl wäre der Campingplatz Pole Namiotow am Jeziorak See (Anmerkung: wie wir später herausfinden heißt Pole Namiotow einfach Zeltplatz auf polnisch). Dieser kleine Campingplatz ist allerdings schon restlos voll, den Platz den er uns anbietet ist schief und direkt neben dem Nachbarn. Danke, wir fahren weiter.
Auch wenn wir am Wasser stehen wollen ist doch die Müdigkeit langsam Sieger. Wir bleiben in Iława am Camping Lesna stehen. Etwas in die Jahre gekommen, direkt im Wald und nicht am See, aber egal. Dafür unendlich viel Platz für gezählt 4 Camper.
Mit Gitarrenklang endet die erste Woche auch bereits schon wieder.
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