Nach unserem spontanen Umplanen habe ich den Sardinien Reiseführer und die Straßenkarte eingepackt, alle anderen wieder zurück ins Haus. Auch müssen jetzt die Fahrräder mit, was mich vor ein kleines Problem stellt. Mein Fahrrad wurde nämlich zu KTM eingeschickt um es endgültig zu reparieren (Elektronikfehler). Also musste ich mein altes Fahrrad reaktivieren, sprich mal alle Seilzüge entrosten und alles wieder gängig machen. Aber solche Dinge gehören einfach zu spontanen Aktionen dazu.
Bevor wir aber los sind mussten wir noch das Pool ein wenig absenken. Die Regenfälle der letzten 24 Stunden waren einfach zu viel. Los gings also kurz nach 8:00 Uhr bei 8° (man merke sich die Temperatur).
Bei starkem Regen und orkanartigem Wind ging es die A2 über den Wechsel, wo auch schon der erste Stau auf uns gewartet hat. Einen Jeep Cherokee hat der Wind samt Anhänger umgeworfen. Eigentlich war es selbst mit Pepe kein Problem daran vorbeizukommen, aber wie sich manche Autofahrer aufführen ist abartig. Langer Rede, kurzer Sinn: etwa 10 Minuten Verzögerung.
Weiter geht die Fahrt vorbei an Graz und den Packsattel hoch. Man sieht hier total schön, wie tief es die letzten Stunden geschneit hat.
Nach einem kurzen Tank- und Futterstop in Villach passieren wir nach mehr als 4 Stunden Regenfahrt die Grenze.
Noch immer regnet es wie verrückt und ich habe langsam Zweifel an der Entscheidung des Umplanens.
Allerdings bereits kurz nach Tarvisio hört der Regen auf. Wir fahren weiter südwestlich und siehe da, etwa 50 Kilometer vor dem Lago di Garda setze ich die Sonnenbrille auf.
Die Temperatur ist mittlerweile auf 23° angestiegen und es macht sich zum ersten Mal Urlaubsfeeling breit.
Wir steuern wie schon 2022 den Ort Sirmione an, der am südlichen Ufer des Gardasees liegt. Dieser ist fest in deutscher Hand, da gerade das Oktoberfest im Gardaland stattfindet. Dementsprechend ist auch der Stellplatz am See knackevoll. Was solls, wir wollen eh nur Halt machen und morgen weiter. Also steuern wir den Camper Parkplatz an und stellen Pepe ab. Beim Parkometer allerdings zweifle ich mal grob. Die Parkzeit bis morgens um 09:00 eingestellt ergibt einen schlanken Preis von 28 €. Für einen Parkplatz, nicht Campingplatz. Spinnen die komplett hier? Fuchsteufelswild fahren wir einfach weiter nach Brescia. Am örtlichen Stellplatz unweit der Metro Station nächtigen wir für 15€ mit allen Annehmlichkeiten für 24 Stunden.
nach 816 km am Tagesziel
Es hat hier angenehme 26° und wir machen einen kleinen Abendspaziergang zur Pizzeria La Bussola. (Wieviel Grad hatten wir heute morgen?)
Etwas verwundert sind wir über den Privatparkplatz samt Einweisern vor dem Lokal. Am Eingang angekommen fragen wir nach einem Platz für zwei Personen. Nachdem wir aber keine Reservierung haben, werden wir einfach abgewiesen. Aber was kann der Seppl am allerbesten? Genau, deppad reden! Also frage ich einfach, wo es denn hier für Touristen noch so gute Pizza gibt. Nach einigem hin und her zwinkert er einer der Ladies vom Service zu und diese begleitet uns zu einem Tisch. Was ich immer sag, durchs reden kommen die Leut zsamm.
Nach einem üppigen Mahl samt Dolci und Espresso verlassen wir satt und glücklich das Ristorante. Am Eingang eine Schlange von gut 50 Leuten, die allesamt Einlass begehren. Da hatten wir mal wieder Glück. Jetzt aber nix wie zurück zu Pepe und ins Bettchen, morgen ist ein anstrengender Tag.
Tag 2, Sonntag 15.September 2024
Irgendwie haben wir länger geschlafen als geplant, aber das macht ja nix im Urlaub. Nach dem Frühstück geht es mit der selbstfahrenden Metro ins Zentrum von Brescia. Wir kaufen uns 2 Tickets und fahren die 5 Stationen. Beim Ausgang werden wir von einem Mitarbeiter kontrolliert und ich zeige ihm mein Ticket. Er fängt wie wild zum Fuchteln an und redet irgendetwas auf italienisch daher.
Mein "Non parlo italiano" wird gekonnt ignoriert und der Typ wird nur lauter. Okay das kann ich auch. Nach kurzer Diskussion schaltet sich eine englischsprechende Kollegin des Kontrollors ein und wir erfahren erstmal was uns vorgeworfen wird. Wir haben das Ticket nicht entwertet. War für uns auch nicht ersichtlich, ein Ticket mit Magnetstreifen auf dem "90 minuti" steht zusätzlich noch zu entwerten. Auch lange hitzige Diskussionen nützen nichts, 39€ Strafe pro Person. Der Sightseeing Trip ist gelaufen.
Nachdem ich mich halbwegs beruhigt habe, besichtigen wir die Innenstadt trotzdem.
Am frühen Nachmittag starten wir dann Richtung Genua zur Fähre. Nach einem Tankstopp beschließen wir statt auf der Autobahn die Strada Statale 35 zu nehmen. Diese schlängelt sich wunderschön entlang des Tals durch mehrere Orte.
Allerdings wird unser Vorhaben durch eine Durchfahrt mit nur 2,30 Höhe gestoppt und wir müssen wieder auf die A7. Aber die letzten Kilometer sind auch auf der Autobahn spannend.
Bein Kilometerstand 1048 sind wir am Fährhafen angekommen, plaudern mit einem deutschen Camper Pärchen und genießen den Abend
Wie von mir prognostiziert beginnt gegen 19:30 das Verladen der Camper. Super flott wie immer verschwinden unzählige Fahrzeuge im Bauch der Moby Ale Due.
Unsere Innenkabine liegt etwas versteckt und wir benötigen doch ein paar Schritte um sie zu finden.
Pünktlich um 21:00 Uhr verlassen wir den Hafen von Genua und nehmen Kurs auf Sardinien.
Anmerkungen: der heutige Tag ist geprägt von der Freude die richtige Entscheidung getroffen zu haben und die Balkan Reise zu verschieben und der Traurigkeit, wie daheim grad alles "absäuft". Überall wird ob des Jahrhunderthochwassers von vielen freiwilligen Helfern nahezu Unmenschliches erbracht, während wir hier die Sonne und das gute Wetter genießen. Nachdem aber Umkehren auch nichts ändern würde, versuchen wir unseren Urlaub weiter so gut es geht zu genießen.
Tag 3, Montag 16.September 2024
Die Fahrt war diesmal ziemlich unruhig, heftiger Seegang hat uns samt heulenden Alarmanlagen durch die Nacht begleitet.
Aber der Sonnenaufgang entschädigt für so einiges.
Nachdem wir die Westküste bis Alghero ja schon kennen, umfahren wir diesen Abschnitt sehr zügig. Lediglich zum Vorräte bunkern bleiben wir stehen.
Unser erstes Ziel ist ist die Kathedrale San Pietro di Sorres. Der Weg dorthin ist allerdings wegen Bauarbeiten gesperrt und wir müssen gut 30 Kilometer Umweg durch die Berge nehmen.
Eine traumhafte Strecke und den Umweg auf jeden Fall wert. Doch dann kommt etwas, womit wir nicht gerechnet haben.
Die schwarz-weiß gemusterte Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert wird gerade renoviert. Wir finden zum Glück einen kleinen Seiteneingang und können dieses Schmuckstück zumindest von innen sehen.
Nach einer kleinen Stärkung haben wir genug von Kultur und schlängeln uns wieder über die Berge Richtung Meer.
Unser Ziel ist Bosa
Also eigentlich der örtliche Campingplatz. Wir bezahlen unseren Obulus an der Rezeption und fahren dann noch fast 1 Kilometer bis zu den Plätzen. Uns trifft der Schlag. Da stehen alle so eng, da passt zwischen die Stoßstangen kein Blatt Papier mehr. Danke, nix wie wieder weg.
An der Rezeption angekommen erhalte ich nach kurzer aber intensiver Diskussion mein Geld zurück.
Nachdem es hier an der Felsenküste keine weiteren Stellplätze gibt, ziehen wir weiter Richtung Süden. War zwar nicht so geplant, aber das kennen wir ja nun schon alle.
Wieder geht's über Bergstraßen und unzählige Kurven und Kehren weiter.
Unser nächstes Ziel ist Putzu Idu, ein kleines Dorf an einem Salzsee. Wir finden den Agritourismo Platz "Il Ginepro" und lassen uns bei Kilometerstand 1284 nieder. Auch wenn aus den 15 Euro nach und nach letztlich 31 werden, weil 15 für den Camper, 8 für WC und Dusche und das dann für jeden. Irgendwie bin ich es dann aber schon leid und viel zu müde, sodass wir hier einfach mal bleiben. Etwas später stellt sich dann noch heraus, es ist eine rustikale Outdoor Dusche. Aber egal, ich mag heute einfach nicht mehr.
Wir stellen also den Tisch auf und planen mal die nächsten Tage.
Den Geburtstagsabend von Ricki lassen wir entspannt ausklingen und beschließen ab sofort auf Urlaubsmodus umzuschalten und bei der Platzwahl mehr auf unser Bauchgefühl zu hören.
Tag 4, Dienstag 17.September 2024
Sternenklare Nacht und Meeresrauschen haben uns einen tollen Schlaf beschert. Aber wir sind hier nicht (nur) zum Vergnügen. Es ist Dienstag, unser Fahrrad Tag. Also runter mit den Dingern vom Träger und ab zum Capo Mannu. Irgendwie schon ungewohnt, so ohne Motorunterstützung den Berg zum Torre hoch.
Aber letztendlich war es problemlos und die Aussicht entschädigt für die Anstrengungen.
Am Rückweg passieren wir noch den Salzsee bevor es zurück zu Pepe geht.
Wenn wir schon alle Annehmlichkeiten bezahlt haben, dann nutzen wir sie auch und duschen nochmals vor der Abreise.
Unser Ziel heute ist nich weit, aber doch eine Reise wert.
Bei Kilometerstand 1306 ankern wir ein Stück südlich von Mari Ermi am Agricamping Serrano. Noch ist der Platz einigermaßen leer, ich denke das wird sich aber noch ändern. Jedenfalls ist es für direkt am Meer die 16€ allemal wert.
Den Nachmittag verbringen wir entspannt mit einer Mischung aus Lesen und Baden.
Das Meer ist angenehm erfrischend, der Wind macht die 28° bei Sonnenschein sehr erträglich. Lediglich das Seegras ist ein klein wenig störend, man muss halt ein paar Meter zum Sandstrand gehen.
Somit wird heute mal richtig gechillt und einfach genossen. Apropos genossen, zum Abendessen hat Ricki wieder einmal gezaubert. Tortellini mit einer Trüffel-Pfeffer Sauce, sensationell.
Mittlerweile hat sich der Platz doch sehr gefüllt. Deutsche und Italiener bestimmen das Geschehen, vereinzelte Schweizer oder Holländer.
Platz nicht lassen
Aber gegen 19:30 ist der Platz so gut wie leer, alle sind am Strand. Warum?
Ein traumhafter Sonnenuntergang lockt alle heraus
Aber sobald die Sonne weg ist, wird der erfrischende Wind dann doch etwas kalt. Wir beenden den Abend im Pepe.
Tag 5, Mittwoch 18.September 2024
Der Wetterbericht für heute ist nicht so prickelnd für einen Strandtag. Bewölkt mit einer Regenwahrscheinlichkeit von 20%, das schreit nach einem alternativen Programm. Wir beschließen in die Berge zu fahren und uns die Giara Pferde im Naturpark bei Gesturi anzusehen.
Die Strecke führt uns durch wunderschöne Bergdörfer bis auf 570 Meter Höhe
Na gut, das mit 20% hat sich wohl bald erübrigt. Während wir unsere Vorräte wieder auffüllen beginnt ein richtiges Sommergewitter. Wir fahren trotzdem weiter nach oben.
Aber als wir am Park ankommen scheint bereits wieder die Sonne.
Wir packen unseren Rucksack und begeben uns zum Eingang. Der Parkwächter erklärt uns in einer Mischung aus Italienisch, Englisch und Gesten den Rundweg, aber auch gleichzeitig, dass er unsere Fahrräder gesehen hat und wir doch diese benutzen sollten. Also wieder zurück zu Pepe und die Räder startklar gemacht. Die Bilder der gut 20 Kilometer braucht man nicht kommentieren.
Aber das angesagte Gewitter nähert sich lautstark.
Mit ganz leichtem Regen und mächtig Donnergrollen geht es zurück zum Parkplatz. Das Gewitter zieht allerdings einige Kilometer entfernt an uns vorbei und wir bleiben nahezu trocken.
Uns bleibt also noch Zeit um uns eine der ältesten Nuraghen Sardiniens anzusehen. Diese stammt vermutlich aus dem 19.Jahrhundert v.Chr.
Am Rückweg zum Parkplatz werfen wir nochmals einen Blick ins Tal.
Eigentlich wäre der Parkplatz ja optimal für eine Übernachtung, wunderbar eben und fernab des Ortes und der Carabinieri. Trotzdem entschließen wir uns, ein paar Kilometer dem morgigen Highlight näher zu kommen.
Wir finden eine Agritourismo, der einsam am Berg liegt. Die Anreise ist spannend und herausfordernd.
Es geht über unzählige Kurven und Kehren den Berg hinauf. Das Wetter klart komplett auf und der Platz ist einfach ein Traum.
Kilometerstand 1472
Anfangs stehen wir hier für 5€ ganz alleine, etwas später kommt noch ein deutscher Micro Camper mit ordentlich Respektabstand dazu.
Dann lassen wir den Abend mal gemütlich ausklingen und freuen uns darüber, wieder mal den richtigen Riecher gehabt zu haben.
Der Vollmond ist hier oben ohne Streulicht natürlich doppelt so schön
Tag 6, Donnerstag 19.September 2024
Es hat am Berg merklich abgekühlt, die Temperatur am Morgen beträgt lediglich 14°.
Das hindert uns allerdings nicht, das Frühstück in der Sonne einzunehmen. Wir packen also unsere Sachen wieder ein und steuern über die Berge zum ersten Etappenziel, der Mine von Montevecchio.
Wieder geht es durch Bergdörfer und unzählige Kurven mal rauf mal runter, bis wir in dem ehemaligen Bergwerksdorf ankommen. Zwischendurch beginnt es wieder einmal zu regnen.
In der Touristeninformation erklärt man uns, daß es mehrere Touren gibt. Jene die uns interessieren würde beginnt allerdings erst in 3 Stunden. Also besuchen wir nur ein kleines privates Museum.
Dieses ist liebevoll eingerichtet und zeigt die wichtigsten Stationen dieser Gegend von den Etruskern bis ins Ende des 20. Jahrhunderts, wo die Mine dann erschöpft war. Zu römischen Zeiten war es die größte Mine des Reichs.
Bei der Weiterfahrt erhaschen wir noch einen Blick auf das Gelände und die Gebäude. Unser Weg führt weiter durch die Berge zur Grotte di Su Mannau. Zwar eine der größten hier, aber kaum Touristen. Wir sind zum Teil alleine in den einzelnen Abteilungen der Grotte.
Nach einem Kaffee starten wir zur letzten Etappe und schlängeln uns wieder zum Meer. Tagesziel ist der Hafen von Buggerru. Hier gibt es einen Stellplatz der Commune mit allen Möglichkeiten, direkt angrenzend an den Sandstrand.
Kilometerstand 1550
Wir genießen also noch ein wenig Zeit am Meer
Jetzt aber nix wie ran an den Griller, der Hunger ist schon richtig groß.
Während wir so kurz nach 8 unser Abendessen einnehmen wird es ruhig am Platz. Überall gehen die Türen zu und dort wo noch nicht geschehen fangen die SAT Schüsseln an sich zu positionieren. Sind wir wirklich so abartig, weil wir im Kerzenschein vor dem Wohnmobil sitzen und bei einem Bier den Sternenhimmel beobachten?
Tag 7, Freitag 20.September 2024
Das morgendliche Treiben des Stellplatzes hat uns gegen 08:30 geweckt. Die ersten Camper sind schon los, andere waschen bereits ihr Frühstücksgeschirr ab. Wir starten mal langsam und kochen uns Kaffee. Nur keine Hektik, wir sind ja auf Urlaub. Heute ist auch wieder einmal entsorgen und Wasser bunkern angesagt, kann man alles auf diesem hervorragenden Stellplatz. Dann aber nix wie los und weiter Richtung Süden.
Nach einem letzten Blick von oben in den Hafen schlängeln wir uns die SS83 das Meer entlang und mal wieder Richtung Berge, mal 10% hoch und dann 13% hinunter.
Einfach eine tolle Gegend. Bei Masua fahren wir die Straße zum Strand hinunter, aber hier in der kleinen Bucht ist alles voll. Da stehen 3 Reisebusse und unzählige Autos und Wohnmobile. Noch bevor wir am Parkplatz sind drehen wir um und fahren weiter. Aber schon nach wenigen Kilometern erspähen wir unser Ziel von der Straße aus. In Gonnesa gibt es einen großen Parkplatz direkt am Strand. Es stehen hier zwar einige Fahrzeuge, aber voll ist das bei weitem nicht. Also wird Pepe nach nur 37 Kilometern bei Kilometerstand 1587 abgestellt, Badehose an und ab an den Strand.
Im glasklaren Meer kann man hier auch ganz toll Fische beobachten.
Der Tag vergeht viel zu schnell, aber der Hunger kommt trotzdem. Rasch noch ein Spargel Risotto gezaubert, bevor wir uns den nächsten traumhaften Sonnenuntergang ansehen.
Wir spazieren noch ein wenig am Strand entlang, bevor wir unsere erste Urlaubswoche abschließen.
Weiter zu
Danke, dass wir Euch auf Euren Reisen begleiten dürfen.
AntwortenLöschenEin Abenteuer geistert in meinem Kopf herum, vielleicht regt es Euch auch an :-)
https://hin-fahren.de/der-schnellste-weg-zum-nordkap/
Habt noch wundervolle Tage und viele Abenteuer!