Sizilien 2020 Woche 2

Tag 8, 26. September 
Der Wind und das Wetterleuchten hat sich in der Nacht zu einem handfesten Scirocco mit jeder Menge Regen entwickelt.  Das Wohnmobil hat geschaukelt wie ein Schiff am Meer.  Dementsprechend unausgeschlafen waren wir auch morgens.  Am Strand sind meterhohe Wellen zu bewundern,  einfach irre.



Doch es gibt nix schlechtes ohne was gutem. Weil der Wind derart pfeift hört Ricki das Klopfen, das wir schon seit etlichen hundert Kilometern hören nun auch im Stillstand.  Also unter den Van geworfen und ein loses Hitzeschutzblech entdeckt.  Mal sehen, was Gewebeband alles aushält. 

Wir verlassen den Campingplatz um das erste Ziel für den heute virtuell stattfindenden Lichtblick-Lauf zu erreichen.  Wir fahren in die Berge,  den Nationalpark Nebrodi, um das Tal der Geier zu erwandern.


Noch bevor wir vom Camper losstarten sehen wir am Himmel schon gut 15 Geier ihre Kreise ziehen. Echt beeindruckend,  wie die minutenlang ohne einen Flügelschlag durch die Luft gleiten.  Der Trail selbst ist nicht markiert und sichtlich schon sehr lange nicht mehr begangen worden. Irgendwann pfeifen wir drauf und suchen unseren eigenen Weg. Nach knapp 5 Kilometer sind wir wieder zurück beim Wohnmobil und fahren an den Strand von Acquadolce. Schließlich müssen  wir ja noch ein paar Kilometer für den Lauf sammeln. 



Doch der Sturm in Kombination mit Meerwasser ist ein echter Spielverderber und nach 4 Kilometern haben wir genug davon. Weiter geht's nach Cefalù, wie gewohnt immer am Meer entlang. Die Wellen drängen hier derart massiv an Land, dass zum Teil die Straße vom Meerwasser nass ist. Dieses Naturschauspiel dürfte echt einzigartig sein. Selbst die Einheimischen bleiben am Straßenrand stehen und fotografieren. 





Wir stellen unser Wohnmobil an den Hafen und starten den 3. und letzten Teil für den Lichtblick Lauf, den Aufstieg zum Castello di Cefalù.  Der Weg führt vorbei am Dom und dann steil hinauf.





Kurz vor dem Ziel laufen wir auf eine Absperrung. Der Weg zum Castel ist geschlossen "for urgent works until the end of work". Also quasi solang wies halt dauert dauerts eben ... I ❤Sizilien
Also wieder zurück,  in Summe waren es trotzdem 13 Kilometer für den guten Zweck.
Wegen des weiter anhaltenden Sturms beschließen wir auch heute wieder einen Campingplatz anzulaufen. Wir fahren die SS113 weiter und landen beim Camping San Filippo, da waren wir doch vor 2 Jahren auch. Eingeparkt zwischen Oliven- und Lorbeerbäumen geht ein aktiver Tag zu Ende.


Tag 9, 27. September 

Windgeschützt haben wir tief und fest geschlafen, wie herrlich nach den letzten beiden turbulenten Nächten. Auch wenn der Campingplatz voller Germanen ist, war das die 21 € wert. Nach einer heißen Dusche und einem gemütlichen Sonntagsfrühstück sind wir wieder auf der Autostrada. 



Heute geben wir uns den absoluten Tourismus,  ab in die Hauptstadt der Mafia. Palermo erwartet uns. Nachdem am Hafen alle gebührenpflichtigen Parkplätze entweder voll oder geschlossen sind (Sonntag!), suchen wir uns in den Gassen einen "normalen " Parkplatz. Hat gar nicht mal lange gedauert. Hab ich schon mal erwähnt,  wie sehr ich die 5,40 Meter hier im Süden schätze? 
Also dann, ab ins Getümmel. 


Wäscherei direkt an der Straße 

Wir werden von einem Fiaker überredet und geben uns eine komplette Tour. Zumindest bekommen wir so alle wichtigen Sehenswürdigkeiten quasi serviert.


Brunnen der Scham


Deshalb nämlich ;-)


Palazzo Reale



Cattedrale di Palermo 






Tribunale di Palermo 


Teatro Massimo


Mahnmal der Mafia (keine Ahnung ob für oder gegen)




Ficus Macrofila in der Villa Grimaldi

Nach gut zweieinhalb Stunden haben wir dann genug vom Tourismus.  Wir ziehen uns noch schnell Arancini Siciliani rein und dann nix wie raus aus der Stadt. 



Unser Weg führt uns weiter westwärts nach Castellamare de Golfo. Hier werden wir heute wieder einmal frei stehen.



Doch noch während wir genüsslich einen Kaffee schlürfen,  zieht das angekündigte Gewitter auf und wir sind gezwungen ins Wohnmobil zu flüchten. 



Aber auch das geht vorbei und danach scheint wieder die Sonne. 
Neben uns auf den Stellplatz gesellt sich später dann noch ein Kärntner Paar, aber mehr als Smalltalk wird es dann auch nicht.

Wir lassen den Abend dann noch gemütlich ausklingen. 

Tag 10, 28.September

Ausgeschlafen und gut gelaunt wird dann mal das Frühstück in der Sonne eingenommen.



Aber es wäre kein Urlaub für uns, wenn es nicht immer was zu tun gäbe. Die provisorische Trennwand, die ich noch vor der Abfahrt daheim schnell gezimmert habe löst sich auf. Also mal schnell mit Panzerband zusammengeklebt und gut is.



Danach ging es aber dann sofort wieder auf die Straße. 



Unser erstes Ziel für heute war das Reserva Dello Zingarro, ein wunderschönes Wandergebiet zwischen Küste und Bergen. 



Naja, wir sind trotzdem rauf und haben die Aussicht genossen.
Nächster Punkt war dann San Vito Lo Capo, die nordwestlichste Ecke Siziliens. Wir haben uns in die Kurzparkzone gestellt und sind mit den Fahrrädern zum Leuchtturm gefahren.





Wieder zurück am Camper wollten wir eigentlich nur die Räder wieder montieren, uns umziehen und an den Strand.  Doch daraus wurde vorerst nix 



Ich durfte ernsthaft mit den Parksheriffs diskutieren,  warum ich über 2 Plätze stehe, wenn doch der Womo Stellplatz weiter  hinten ist. Nun ja, da merkt man halt, das genau hier noch so richtig der Bär steppt und vom Saisonende noch wenig zu merken ist. Egal, umgestellt und ab an den Strand. 



So feinen Sand habe ich schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.

Nach unserem Badestopp geht's weiter an den Monte Cofano. Wir wollen schließlich den Triathlon auch perfekt machen und wandern den Trail zur Grotta Magniapane. Ein steiler und steiniger Trail, wo ich ständig die Mundharmonika von Ennio Moricone im Ohr hatte.





Zwischendurch beginnt es leicht zu regnen,  was wir aber eher als angenehm empfinden. Nach etwas mehr als 2 Stunden für die 6 Kilometer sind wir wieder zurück.
Jetzt aber flott, wir wollen doch noch den Sonnenuntergang am westlichsten Punkt Siziliens,  Marsala, erleben. Und obwohl sich die Rushhour dagegen stemmt sind wir gerade noch rechtzeitig am Ziel. 






Ich lass das jetzt einfach mal wirken. Gute Nacht.

Tag 11, 29.September



Was für eine herrliche Nacht.  Nach dem Sonnenuntergang war auch die Dorfjugend dann bald verschwunden und wir haben eine Alleinstehende ruhige Nacht genossen, begleitet nur vom Rauschen des Meeres, welches ja nur knapp 2 Meter vor uns lag.
Nach einem kräftigen Kaffee aus der Bialetti und ein paar Scheiben Brot haben wir uns wieder auf den Weg gemacht. Erstes Ziel des Tages war der Parco Arcielogico di Selinute. Durch die aktuellen Corona Vorschriften muss man sich vorab mit Name und email registrieren, aber keiner kontrolliert die Richtigkeit.  Dafür wird man beim Eingang einem Thermoscan unterzogen. Temperaturmessung am Handgelenk,  wozu auch immer. Erst dann durften wir Eintrittskarten lösen.



Leider ist ein Großteil des Parks wegen akuter Waldbrandgefahr gesperrt,  aber das kennen wir ja bereits aus den letzten Tagen. 


Wir fahren also weiter entlang der Strada del Vino, das Meer immer rechts.  In Sciacca machen wir einen kurzen Halt am größten Fischereihafen Siziliens.





Wir ziehen weiter südöstlich die Strada Statala 115. Langsam habe ich mich schon an die Fahrweise hier gewöhnt. Auch für mich sind diese runden oder dreieckigen Schilder, meist in rot und weiß gehalten,  nur Vorschläge und keine Verpflichtung. Ich hupe und höre auf hupen schon ziemlich nahe an Einheimischen.  Als aber dann kurz nach einem Schild wo 50 draufsteht die Carabinieri hinter mir auftauchen wird mir mit knappen 100 schon etwas mulmig und ich gehe zumindest vom Gas. Der blaue-rote Alfa überholt mich ziemlich zügig und ich überlege schon wo sich Zulassungsschein und Geldbörse befinden. Aber nein, die Bande brettert vorbei, ein Einheimischer hinten nach. Irgendwie kann ich mir dann ein lautes Lachen nicht verkneifen und Ricki hat im ersten Augenblick keine Ahnung warum.
Also weiter in Richtung Herakleia Minoa, hier wollen wir heute Nacht am Campingplatz direkt an Sandstrand übernachten.  Kurz bevor wir das Ziel erreichen, laufen wir auf einen überdimensionalen Camper mit Wiener Neustädter Kennzeichen auf. Zielsicher manövriert der Fahrer durch die engen Gassen, dann springt auch noch seine Frau heraus und weist ihn beim reversieren ein, sieht nach einem eingespielten Team aus. Beim späteren Plaudern stellt sich heraus, die beiden bereisen Europa seit 40 Jahren mit dem 9 Meter Teil und sind jetzt seit 2 1/2 Monaten auf Sizilien um sich mit den 3 Hunden den Covid19 Stress daheim nicht anzutun.
Am Campingplatz angelangt, gehe ich zur Rezeption um uns anzumelden.  Erster Horror  AllInklusiv Clubarmband...WTF ich bin campen! Aber mit Charme gelingt es mir das Mädel an der Rezeption zu überzeugen,  das man das auch auf dem letzten Loch einhängen kann. Ich werde noch freundlich darauf hingewiesen, dass morgen die letzte Nacht ist, dann wird geschlossen. Wir fahren entlang der Stellplätze, alles am Meer ist restlos überfüllt, die zweite Reihe unter den Bäumen total eng, überall schreiende Kinder, der Zugang zum Meer nur über die anderen Stellplätze.  Danke, genug gesehen.  Dafür zahle ich keine 24 Euro. Nach wenigen Minuten sind wir wieder weg,  haben noch rasch für 5 € entleert und frisches Brauchwasser gebunkert. Vor uns auf der Straße sind die Neustädter,  die hätten mit den 3 Hunden dann nämlich 33 Euro bezahlt.
 Wir fahren eine Bucht weiter nach Siculiana Marina und stehen wieder eine Nacht frei am Strand. Wir parken unseren Camper ein und begeben und an den nahen Sandstrand, feinster Sand in einer kleinen Bucht. 







Bewacht werden wir heute Nacht von 3 Streunern, die sich zwar immer wieder mal nähern um etwas abzustauben, aber sonst unauffällig sind.





Auch der heutige Abend geht mit einem traumhaften Sonnenuntergang zu Ende. Beim Rückweg vom Strand sehen wir erst den Grund, warum hier so viele Militärfahrzeuge herumfahren.



Wir parken direkt neben einer Kaserne. Sicherer kann man sich nicht fühlen. 

Tag  12, 30.September

Die Nacht verlief sehr ruhig und angenehm,  allerdings änderte sich das um 7 schlagartig.  Die Soldaten laufen nahezu im Minutentakt mit ihren Fahrzeugen aus, an weiterschlafen ist nicht mehr  zu denken. Macht aber nix, wir haben ja heute eh auch wieder einiges vor.
Unser erster Halt ist schon in der nächsten Bucht. Wir besichtigen die Scala dei Turchi, die Türkenstiege. Benannt nach den osmanischen Piraten, welche früher hier oft geankert haben. Diese wird durch einen schönen Spaziergang über den feinen Sandstrand erreicht.





Lediglich die Preise hier sind extrem touristisch.  Wir zahlen für den Camper für etwas mehr als 1 Stunde 6 € Parkgebühren. Aber was solls. Wir werden heute noch mehr Geld ausgeben. Nächstes Ziel ist das Vallei dei Templi, das Tal der Tempel bei Agrigent. Hier reihen sich 4 griechische Tempel an einer Bergkette  von knapp 3 Kilometer aneinander. Allesamt etwa 2500 Jahre alt. Nach der Abgabe von 24 Euronen sind wir auch schon drin und werden vom bewaffneten (!?) Polizisten beim Eingang angehalten.  Er misst bei Ricki die Temperatur und erspäht dabei mein Messer. Er fragt mich auf italienisch irgendwas was ich nicht verstehe, und deutet dabei auf mein Messer. Ich stecke es halt ein und denke der Fall ist erledigt. Daraufhin holt er den Metalldetektor heraus und fummelt an mir herum, na no na ned piepst es und der Typ rastet völlig aus. Also ich deute seine italienischen Worte,  ich soll mein Messer bei ihm lassen. Ich schau ihn noch finster an und murmel auf deutsch, wehe es ist nachher weg und lege es in seine Kiste. Sichtlich komplett von der Situation misst er abermals bei Ricki die Temperatur anstatt bei mir und wir dürfen in den Park.














Schon schwer beeindruckend, wie die Sklaven hier zum Wohle der Götter geschuftet haben, auch wenn die Hilfsmittel ebenfalls beeindruckend waren.


Wir begeben uns weiter südöstlich und finden heute Unterschlupf am Camping Scarabeo in Punta Braccetto. Heute gönnen wir uns mal wieder einen Platz mit etwas Luxus. 



Wir genießen noch gute zwei Stunden am feinen Sandstrand des hauptsächlich von pensionierten Germanen bevölkerten Platzes.




Wir machen uns noch frisches Gemüse und Minutensteaks und lassen den Abend bei einer Shisha unter Sternenhimmel ausklingen 



Kaum zu glauben,  dass schon Halbzeit ist.

Tag 13, 1.Oktober - Seppls Geburtstag

Dementsprechend ruhig und gelassen, also noch gechillter als sonst, wird dieser Tag verlaufen. Wir checken nach dem Frühstück gemütlich aus, leeren die Tanks, füllen Brauchwasser und Biervorräte auf. Wir haben beschlossen, einfach nur den Strand entlang zu fahren bis wir an der südlichen Spitze ankommen.
Wir erspähen einen herrlichen Sandstrand und werfen den Anker. Mit uns verteilen sich auf den rund 2 Kilometern noch etwa 10 andere Sonnenanbeter. 



Nach einem ausgiebigen Halt fahren wir weiter Richtung Isola delle Correnti. Hier ist nicht nur der südlichste Punkt Italiens, sondern hier trifft auch das Mittelmeer auf das Ionische Meer.





Wir verbringen den gesamten Nachmittag am Strand und baumeln mit der Seele.  Gegen Abend nimmt dann die Bewölkung zu und der auffrischende Wind vertreibt uns vom Strand.



Leider vereitelt uns ein Gewitter, den Sonnenuntergang auf der Westküste zu genießen. 



Tag 14, 2.Oktober



Leider soll sich uns auch der Sonnenaufgang an der Ostküste nicht so zeigen,  wie wir uns das erträumt hatten. Aber das ist halt mal so im Leben. Wir starten heute in den Riserva di Vendicari, ein Naturschutzgebiet. Es gibt hier unzählige geschützte Tier- und Pflanzenarten. 




Der Rundweg den wir gehen ist knappe 12 Kilometer lang, es würde aber auch weiter gehen. Unser weitester Punkt ist die Bucht von Calamosche. Sehr feiner,  kleiner Sandstrand, der von oben top aussieht. Gerade als wir uns fragen, ob wir hier baden wollen, kommen wir an den Abgang und sehen wie sich die Badenden hier schlichten. Danke, brauchen wir so nicht. Da haben wir schon bessere Strände ausgelassen. 



Aber die unzähligen Eidechsen, Flamingos, Schnecken, Tausendfüssler sind es allemal wert.








Nach der anstrengenden Wanderung ziehen wir weiter nordöstlich nach Avola und lassen den Nachmittag am örtlichen Sandstrand ausklingen.  Man merkt hier, dass es schon Freitag nachmittags und dementsprechend voll ist, denn auf dem etwa 1 Kilometer langen Strand befinden sich doch noch 8 weitere Personen.


Nachdem sowohl Handys als auch alle Akkupacks leer sind, beschließen wir, heute wieder einen Campingplatz anzulaufen und alles wieder aufzuladen. Unweit unseres Badeplatzes ist der neu renovierte Oasi Parcaru zu finden. Sieht sehr einladend aus und wir bleiben da. Wie sich später herausstellen sollte, als einzige Gäste. 



Nach einer ausgiebigen Dusche gönnen wir uns heute ein feines Abendessen in einer der örtlichen Pizzerias. Die Wahl fällt auf die Pizzeria Fuori Binario und die war nicht schlecht. 
Als Starter gibts gleich mal Mozzarella Sticks 







Hauchdünner Boden, knuspriger Rand und reichlich Belag. Genau so mag ich meine Pizza. 
Als Nachspeise dann noch Rollè Pistacchio und dann sind wir endgültig mehr als voll



Wir rollen zurück auf den Campingplatz und genießen den Abend bei Kerzenschein. 



Wahnsinn wie schnell die 2 Wochen jetzt vergangen sind. Zum Glück haben wir noch ein paar Tage. 



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